古典自然志中的文本、图像与图式(节选)

Text, Bild und Diagramm in der klassischen Naturgeschichte (Auszug)

出处:Staffan Müller-Wille, “Text, Bild und Diagramm in der klassischen Naturgeschichte”, kunsttext.de, 4/2002, p. 1.

[Einleitung]

Seit der Renaissance sind Bild und Text in der Naturgeschichte eng aufeinander bezogen: Texte erläutern, kommentieren und beschreiben Bilder, Bilder ergänzen, illustrieren und belegen Texte. Eine Fülle von Verweistechniken schaltet sich dabei zwischen Text und Bild ein: von Demonstrativpronomen und namentlichen Bezeichnungen, welche die Darstellung in Text bzw. Bild selbst, und nicht das Dargestellte meinen, bis zum Einsatz von Buchstaben, Zahlen und graphischen Symbolen wie Linien, Pfeilen und Rahmen in Text und Bild, welche ein Raster exakt korrelierter Punkte bilden, an denen sich Bildelemente in den Text und Textelemente in das Bild einschalten, jeweils füreinander eintretend, aber ohne einander jemals restlos verdrängen zu können. Der Gegenstandsbereich der Naturgeschichte gliedert sich bis heute in Folge einer analytischen Bewegung, an der die Produktion von Bildern und die Produktion von Texten zu gleichen Teilen beteiligt sind.

Dennoch gibt es in der langen Geschichte der Naturgeschichte einen Punkt, an dem dieser enge Zusammenhang plötzlich zu zerreissen scheint: ausgerechnet in einer Publikation, deren Erscheinungsdatum sich rückblickend als ein vorläufiger Höhepunkt des naturhistorischen Diskurses bezeichnen läßt. 1737, in der Einleitung zu Carl von Linnés Genera plantarum, erscheint eine heftige Polemik gegen den Gebrauch von Bildern: Bilder seien «bedingungslos zu verwerfen»; sie mögen zwar den «Knaben und denen, die mehr Köpfe als Gehirne haben» dienen, seit der Erfindung der Schrift aber gäbe es einen «leichtere[n] und sicherer[en] Weg Vorstellungen mitzuteilen» – so der Tenor der Polemik. Im Folgenden möchte ich diese Zurückweisung nicht als einfache Reduktion der Naturgeschichte auf den geschriebenen, präziser: gedruckten Text lesen – eine Reduktion, der man geneigt ist vorzuwerfen, auf Kosten «des Lebens» vorgenommen worden zu sein –, sondern den Raum nutzen, den sie zwischen bildlicher und schriftlicher Darstellung eröffnet, um einen Blick auf ein spezifisches Verhältnis von Text und Bild zu werfen, das für die Moderne charakteristisch geworden ist. Über eine Identifikation des Gegners der Polemik Linnés – Joseph Pitton de Tournefort mit seinen Élémens de botanique, 1694 – werde ich versuchen, Linnés Zurückweisung des Gebrauchs von Bildern als Ausdruck einer fundamentalen Verwerfung zu deuten, in deren Ergebnis der Zusammenhang von Bild und Text sich nicht etwa lockerte, sondern enger, ja zur Eindeutigkeit verfestigt wurde. Während der Text seine kommentierende, umschreibende Funktion verlor, ordnete er sich zu einer flächigen, sichtbaren Struktur an; und während das Bild seine illustrierende Funktion verlor, bildeten seine Elemente einer Art «Buchstabenfolge», die es zu lesen galt. Es eröffnete sich in den Genera plantarum Linnés ein neues Repräsentationsregime für die Naturgeschichte: das Diagramm.

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